Thriller in Hamburg-Bergedorf

Shownotes

Mit Claudia Barstorfer von den Bücherhallen Hamburg spreche ich über die moderne Bibliothek, die Lesevorlieben der Hamburgerinnen und Hamburger und wie genau die Onleihe eigentlich funktioniert. Frau Barstorfer ist gelernte Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste Fachrichtung Bibliothek und arbeitet jetzt als Assistenz der Leitung der Bücherhalle Bergedorf und ist dort auch im Bereich Vermittlungsarbeit und in der Medienkompetenzförderung engagiert.

Frau Barstorfer hat keine Webseite des Monats, empfiehlt aber, mal bei eurer Bibliothek vorbeizuschauen, um zu sehen, welche Veranstaltungen dort angeboten werden.

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Maria Beßler: Hallo Frau Barstorfer, schön, dass sie da sind! Wir fangen heute an mit drei Fragen, und danach reden wir über die Digitalisierung in der Bibliothek und auch über Onleihe. Das werden wir dann sehen. Ich fange mal an mit der ersten Frage: Bösewicht oder Superheld?

Claudia Barstorfer: Superheld.

Maria Beßler: Warum?

Claudia Barstorfer: Weil ich irgendwann mal gelesen habe, dass, wenn man sich die Eigenschaften von Superhelden immer mal wieder vergegenwärtigt, man selber zum Superheld wird. Und ich habe das getestet und würde sagen, es funktioniert.

Maria Beßler: Okay, das freut mich. Aufzug oder Treppe

Claudia Barstorfer: Treppe.

Maria Beßler: Warum?

Claudia Barstorfer: Weil man einfach fit bleibt. Zumindest kann man es ja versuchen.

Maria Beßler: Und die letzte Frage, die muss ich stellen, vor dem Kontext unseres heutigen Interviews: Buch? Oder e-book?

Claudia Barstorfer: Oha, ich reise gerne mit leichtem Gepäck, deswegen würde ich euch sagen, aber ich mag auch schöne Bücher. Das ist eine schwierige Frage, ist gemein.

Maria Beßler: Okay, alles klar! Dann steigen wir mal in unser Interview ein, und zwar ist meine erste Frage. Sie arbeiten ja in den Bücherhallen in Hamburg. In welcher genau?

Claudia Barstorfer: Genau also, ich arbeite seit zwei Jahren in der Bücherhalle in Bergedorf, die ist ganz neu eröffnet. Also beziehungsweise wir sind umgezogen, und wir sind jetzt im wunderschönen Stadtteilhaus, im Körberhaus gelandet und haben viel Platz, und vorher waren wir in Lohbrücke, jetzt sind wir größer und schöner und besser.

Maria Beßler: Okay, damit verbunden, was lesen denn die Hamburgerinnen am liebsten oder die Bergedorferinnen?

Claudia Barstorfer: Für Bergedorf genau kann man es nicht so sagen, wobei ich glaube, die letzte Statistik mit den Zahlen also ganz oben stand, auf jeden Fall ein Thriller von Michael Robertham, nämlich der Erstgeborene, und ansonsten werden hier sehr gerne Krimis und schöne Literatur gewälzt, vor allem halt, was so ein bisschen ja, ich sag mal, das Lokalkolorit abbildet. Also Mittagsstunde war ja immer ein Renner, der Nachfolgertitel auch und auch aber von Martin Suter „Melody“. Judith Hermann wurde ganz gern letztes Jahr gelesen. Das war schon irgendwie auffällig.

Maria Beßler: Schöne Literatur sind so Romane?

Claudia Barstorfer: Genau, Erzählungen und vor allem natürlich topaktuell. Also die Bergedorferinnen und Bergedorfer, die lesen gerne auch die Bestenliste und wollen halt auch immer gerne den ganze Kultur Literatur, die gerade so im Gespräch ist, lesen, weil man mal davon gehört hat oder weil die Nachbarin das empfohlen hat, und so weiter und so fort, und das wird gerne angenommen.

Maria Beßler: Okay also Bestsellerliste und Aktuelles, und warum so viele Triller? Ist Hamburg nicht schon grau genug?

Claudia Barstorfer: Gute frage, also, ich persönlich lese überhaupt keine Creme und will, weil mir das einfach zu brutal ist, kann ich gar nicht so sagen, weiß ich nicht. Ich glaube einfach. Vielleicht ist es ist ja teilweise auch ein bisschen ländlich hier draußen. Vielleicht braucht man aber mehr die Spannung.

Maria Beßler: Den Thrill. Ja, Okay, ich glaube, in Deutschland allgemein wird ja auch sehr viel Krimi gelesen. Okay, wir haben gerade bei den drei ersten Fragen schon rausgefunden, dass sie gerne auch e-books lesen, und weil wir ja so ein bisschen oder weil wir in diesem Podcast den Fokus Digitalisierung haben, wollen wir heute auch gucken, wie das eigentlich funktioniert mit der Onleihe. Vielleicht können sie auch nochmal kurz sagen, was die Onleihe überhaupt ist.

Claudia Barstorfer: Das ist tatsächlich eins meiner Hauptsteckenpferde, weil ich in der Medienkompetenz Förderung tätig bin, spreche. Ich erkläre anderen Menschen, wie läuft es eigentlich mit der Ausleihe, was öffentliche Bibliotheken generell anbieten, und dazu wird eben das Portal, der Onleihe eingekauft. Es gibt noch ein paar andere Portale, und im Grunde kann jede Bücherei entscheiden, welche man einkauft, und in den Verlege, und man lockt Sicherheit ein mit der Bücherei, Kartennummer und ein Passwort und kann dann ganz bequem, eben wie beim Onlineshopping, sozusagen einfach das Buch in so ein virtuelles Bibliothekskörbchen legen und dann ausleihen. Man kann sich auch bei uns bei den Bücherhallen die Ausleihzeit aussuchen. Das geht bis zu 21 Tage.

Maria Beßler: Wie meinen Sie das, aussuchen?

Claudia Barstorfer: Genau also, man hat halt die Wahl, wie lange man das Buch, das behalten will, also zwei Tage oder sieben Tage. Manchmal, so mache ich das zum Beispiel. Ich lese gerne Sachbücher mal quer und dann leichte hat, nur für zwei Tage, weil ich die einfach nur mal durchblättern möchte oder vielleicht mal auch gucken möchte im Anhang, was gibt es da noch so für Literatur so zum ersten Einstieg und auch einfach mal um zu gucken. Ist es überhaupt brauchbar für meine Bedürfnisse? Ich finde, das geht super über die Onleihe. Bevor ich da jetzt irgendwie so einen dicken Wälzer mit nach Hause nehme und den mühsam durchblättern muss, dann gucke ich einmal klar am Computer. Leider ist für zwei Tage aus, schaue mir die Bilder an oder die Grafiken und ne, einfach so durchblättern, macht diesen guten Eindruck. Ist es für meine Bedürfnisse geeignet? Und genau, und wenn nicht, dann gebe ich es halt gleich wieder zurück oder ich warte, bis die zwei Tage um sind und leih es einfach dann bei Bedarf halt noch mal länger aus geht bis maximal 21 Tage.

Maria Beßler: Also, drei Wochen, warum geht das nicht? Vier Wochen? Also, das weiß ich. In Berlin kann man vier Wochen ausleihen, Bücher, e-books, glaube ich, auch, drei Wochen, nur auch kürzer. Warum ist da so eine so ein Zeitunterschied?

Claudia Barstorfer: Das hat tatsächlich Lizenz.

Maria Beßler: Also, sie haben gerade schon gesagt, man braucht seine Bibliothekskarte, die Anmeldedaten, dann meldet man sich an, und dann macht man das ins Körbchen, ins Virtuelle und leite sich alle Bücher aus, die man möchte, und um die Bücher dann zu lesen, was für Geräte oder welche Geräte brauche ich da?

Claudia Barstorfer: Da gibt's tatsächlich auch verschiedene Möglichkeiten, und zwar könnte man, wie in meinem Fall, mit den Sachbüchern, die lese ich direkt am Computer. Die Onleihe, die hat extra so ein Readerprogramm mit eingebaut. Da steht auch dran, dann jetzt lesen, und dann klappt sich das Buch automatisch auf, und man kann es so ganz bequem durchblättern, weil es natürlich super bequem ist. Es ist, wenn man auf dem Readergerät leiht. Da gibt's auch mittlerweile den Weg, zumindest bei den Tolino Geräten, dass man direkt sich in die Online einwählt. Bei den anderen Geräten ist es im Grunde genauso bequem. Das ist halt Geschmackssache. Man lädt das Buch zuerst auf den Computer und überträgt es dann eben in das der Geräte.

Maria Beßler: Per USB-Kabel.

Claudia Barstorfer: Genau, und die dritte Möglichkeit wäre, wenn man das ganze per App lesen möchte, zum Beispiel auf einem Tablet oder auf einem Smartphone. Viele schrecken davor zurück, weil es ist ja nicht so bequem, aber geht auch, und da braucht man einfach nur ganz bequem die online App und leiht es dann eben darüber aus.

Maria Beßler: Okay, das heißt, ich muss mir auch kein extra Programm runterladen, um jetzt ein Buch lesen zu können. Also klar, die App dann fürs Tablet zum Beispiel, aber sonst.

Claudia Barstorfer: Also, wenn man das übertragen will auf dem Gerät, was nicht der Tolino ist, dann braucht man nochmal dieses Adobe Digital Editions Programm. Das ist im Grunde so eine virtuelle Bibliothek oder so ne virtuelle Bibliothek oder so vielleicht auch Bücherregal. Im Grunde macht es nichts anders als anzeigen, was man so hat, und man kann die auch entsprechend sortieren und er wird eben dann das Lesegerät angezeigt, und man kann die dann ganz bequem rüberschieben. Ich mach das manchmal, wenn ich mehr aus, die ich dann gleichzeitig rüberziehen möchte, auf meine E-Readergerät. Dann ist es irgendwie ein bisschen einfacher. Aber wie gesagt, das ist halt alles Geschmackssache.

Maria Beßler: Ja, okay, und dann habe ich das Buch gelesen, das Sachbuch in zwei Tagen, von Seite eins bis Seite 2500, habe alle Bilder durchgeguckt, und wie funktioniert das dann mit der Rückgabe?

Claudia Barstorfer: Genau also, im Grunde muss ich eigentlich nichts tun, weil, anders als im normalen Ausleihbetrieb fallen keine zusätzlichen Kosten an, also sprich keine Versäumnisgebühren, was die Sache sehr schön macht. Im Grunde ist einfach nach diesen zwei Tagen oder nach Leistende die Lizenz erloschen, und man kann das Buch einfach nicht mehr öffnen. Also, ich muss im Grunde nichts mehr tun. Wir haben in der Onleihe, ich weiß es nicht, ob das bei den anderen Büchereien auch so eingestellt ist, aber wir haben extra damals, oder es waren früher, in dieser Anfangszeit auch immer die wünsche, dass man das doch vorzeitig zurückgeben möchte, damit man es für alle anderen wieder freigibt, sozusagen. Deswegen gibt's diesen eingebauten Button auf den E-Reader-Geräten auch, dass man eben eine vorzeitige Rückgabe ermöglichen kann, und dann schaltet man das, was weiß ich, wenn man für 21 Tage geliehen hat und Tag 18, ist man fertig, dann kann man das quasi vorzeitig zurückgeben, und dann ist es wieder frei, und man belastet auch sein eigenes E-Medien Konto nicht.

Maria Beßler: Mhm, okay, und jemand anderes kann dann schon früher lesen. Genau also, es gibt auf jeden Fall sehr viele Bücher zum Ausleihen. Was kann ich denn mit der Onleihe noch digital ausleihen?

Claudia Barstorfer: Es gibt auch die Möglichkeit, dass man E-Videos einkauft über dieses Portal oder E-Audios, also sprich Hörbücher und Filme. Das haben wir aber ausgelagert bei den Bücherhallen auf andere Plattformen. Wir haben zum Beispiel das Filmfriend und noch dazu, das ist quasi so ein ja Filmstreamingdienst. Das gibt's auch in Berlin und anderswo mittlerweile, und da ist es ja auch ganz einfach. Man loggt sich mit seiner Bibliothekskarte ein und drückt auf Play und schon läuft der Film ab. Und Overdrive, das ist quasi die Onleihe nur aus Amerika. Da sind Hauptstelle die Fremdsprachigen drin, aber auch unsere deutschen Hörbücher, und ich weiß gar nicht, paar Filme, so Dokus sind da auch drin. Aber ich glaube, das wird nicht so angenommen, weil viele haben ja sowieso die ganzen Streamingdienste, die man so kann.

Maria Beßler: Stimmt. Ich glaube, und man verbindet vielleicht Bibliothek auch nicht zuerst mit. Heute streame ich mir mal ein Film, vielleicht noch ´ne Doku, aber nicht unbedingt. Ja. Stimmt also, es ist trotzdem ein sehr großes Angebot. Ich weiß nicht, in Berlin kostet das 10 € pro Jahr. Ein Jahr mit den mit den Bibliotheken klingt so, als würden wir zusammen was machen, aber so eine Mitgliedschaft. Wie viel kostet das bei ihnen?

Claudia Barstorfer: Tatsächlich sind die Bücherhallen sehr teuer im bundesweiten Vergleich. Bei uns als normale Erwachsene zahlt man 45 € im Jahr beziehungsweise 40, wenn man das per Lastschrift macht. Die Kinder zahlen deutlich weniger. Wir müssen das natürlich auch in Perspektive anpassen. Wir wollen gerne, dass die Kinder irgendwann gar nicht mehr bezahlen, aber das muss man alles noch mal anders regeln. Wir sind ja nur Teil öffentlich, und ja.

Maria Beßler: Okay, sie müssen also auch eigene Gelder erwirtschaften. Aber ich finde auch also, 10 € kam mir schon immer sehr, sehr niedrig vor. Aber selbst 45 € Euro finde ich wenig dafür, dass man ja dann also, wenn ich mir vorstelle, ein Taschenbuch kostet 10,12 €, je nachdem, dann ist das sehr viel, viel, viel mehr.

Claudia Barstorfer: Ja, also, wir haben ja durchaus ab und zu mal Gäste und Besucherinnen aus Berlin, die sind dann immer ein bisschen schockiert. Aber ja, man muss halt mal gegenrechnen, wenn ich nur einmal im Jahr ein Buch kaufe, ist es natürlich teuer. Ich lese halt sehr viel, ich find's günstig, also man muss das halt immer so ein bisschen abwägen.

Maria Beßler: Absolut ja. Stichwort abwägen. Wir haben uns jetzt eingeloggt. Wir haben Bücher ausgeliehen, Bücher zurückgegeben. Was muss ich dann oder was muss ich bei der Online berücksichtigen, zum Beispiel auch hinsichtlich des Datenschutzes oder auch andere Sachen?

Claudia Barstorfer: Ja, also grundsätzlich ist es ja so, dass man Bibliotheksnutzer sein muss, und die ganzen Sachen da drin in der Onleihe, egal worum es sich handelt, die sind urheberrechtlich geschützt. Also, ich kann das jetzt nicht einfach irgendwie mit irgendwelchen komischen Programmen aus dem Internet, die man irgendwo gefunden hat, kopieren und weiter verschenken oder noch schlimmer, weiterverkaufen. Das geht nicht. Ja, und man braucht natürlich dann auch die technischen Voraussetzungen dafür, und im Grunde dieser Datenschutz, das sind, führt das ein bisschen weit, wenn ich das alles erklären. Man kann jetzt im Grunde auch nachlesen, es wäre natürlich auch immer Datenverarbeitung pro Download irgendwie verursacht oder generell, wenn man sich einloggt. Ja, ja, also die nutzen halt dann eben die Daten aus diesem, vom Bibliothekskonto, und man könnte da tatsächlich irgendwie, wenn man sich da jetzt reinhacken würde und Böses will, könnte man da auch irgendwelche Rückschlüsse machen oder so? Ich bin, die, kann man alles mögliche Vorstellung. Ob das stimmt, weiß ich jetzt nicht, aber da muss man natürlich schon vielleicht einmal doch mal grob die Datenschutz- und die allgemeinen Nutzungsbedingungen lesen, damit man eben weiß, worum es geht. Aber im Grunde ist es ja wie überall, ja, also entscheidet, sie ist jetzt nicht so extrem unterschiedlich zu anderen, das auch mal im Internet macht.

Maria Beßler: Das stimmt. Dann kommen wir mal so ein bisschen kurz in die Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit. Das habe ich das durcheinander gemischt. Aber so ungefähr seit wann kann man denn bei euch in Hamburg oder auch in Bergedorf online ausleihen? Wie wird das angenommen? Also gibt es irgendwie zahlen. 50 Prozent der Leute nehmen das Digital, und 50 Prozent der Leute nehmen immer noch lieber Bücher mit nach Hause.

Claudia Barstorfer: Ja, also, die haben wir 2007 eingeführt. Das war relativ früh, als es dann irgendwie, ich weiß gar nicht, wann die offiziell an den Start ging, aber 2007 haben wir die quasi zum ersten Mal eingekauft. Es war natürlich wie bei allen digitalen Sachen, der Staat, würden sie sagen, da war holprig, aber es ist trotzdem auch. Das ist so ein Bibliotheksphänomen. Viele wissen, dass es Bibliotheken gibt, aber kein Mensch weiß, oder man hat einfach so ein Bild vor Augen, und keiner weiß, was also mittlerweile drinsteckt. Also, wir kriegen die auch immer so im Kundenkontakt mit, dass die dann, die waren als Kind mal da haben wir jetzt selber Kinder kommen und sind völlig verwundert, dass wir keine Stempel mehr benutzen, dass wir keine Karten irgendwie, sondern alles digital geht und quasi mit RF-ID-Technik. Und ja, und deswegen wissen auch ganz viel immer noch nicht von der Online oder überhaupt den ganzen digitalen Angeboten. Und wenn man das einmal so erwähnt, dann fallen alle immer irgendwie erst mal so vom Glauben ab. Wie bitte, das kann ich auch, und warum? Wieso wissen wir nicht alle, und also, Tendenz ist immer latent steigend, also in den letzten Jahren, in den letzten zwei Jahren. Komischerweise ist es eher so vor sich hingedümpelt, keine Ahnung, was da war. Vielleicht ist da doch schon eher wieder der Trend zurück zum Buch, weil ich da was anfassen kann vor Corona, und in Corona hat man da natürlich total die Kurve nach oben gesehen. Es wird aber definitiv angenommen, vor allen Dingen auch von älteren Leuten, weil die natürlich durch diese Geräte mehr Spielraum haben.

Maria Beßler: Auch in der Größe der Einstellungen, also der Schrifteinstellungen?

Claudia Barstorfer: Genau also deswegen. Es ist oft so, ich mache eben auch so e Medien, Sprechstunden und so Schulungen. Das merkt man immer auch ganz gerne im Januar und Februar, da sind die Anfragen immer hoch, weil die haben dann von ihren Kindern solche Geräte zu Weihnachten bekommen und wissen jetzt überhaupt nicht, wie es damit weitergeht. Sie haben halt nur gehört, dass man da online was ausleihen kann und dann zeige ich ihnen, den Älteren, wie man da rankommt, mache ich natürlich auch durchaus für Kinder, wenn die so ein Teil kriegen, und das ist aber für Ältere ganz besonders toll. Weil Bücher, das ist oft auch mit Kraft verbunden, die halt lange offen zu halten, vor allem, wenn die so dick sind und teilweise im öffentlichen Betrieb auch noch genäht. Da ist der Rücken dann verstärkt und das Buch halt lange offen zu halten, gerade wenn man vielleicht abends im Bett gern liest und müde ist. Es ist dann schwierig. Aber das ist mit so einem E-Reader-Gerät ist es natürlich richtig, nachdem, weil das wiegt ja auch nicht so viel, und dann auch noch schöne Features wie Hintergrundbeleuchtung, Schriftgrößen einstellen, man kann Schriftarten einstellen und es macht dann schon wieder ein schönes Leseerlebnis.

Maria Beßler: Und ich kann mir auch vorstellen, dass sie sich dann natürlich vielleicht auch den Weg zur Bibliothek sparen können, wenn sie vielleicht nicht mehr so gut zu Fuß sind.

Claudia Barstorfer: Genau das merken wir auch oft, dass da, wenn da so Mobilitätseinschränkung dabei ist, dass man dann einmal kommt, das Gerät einrichtet und den Rest mache ich doch durchaus das eine oder andere mal per Fernhilfe, durch Telefon und es klappt aber meistens ganz gut.

Maria Beßler: In Bergedorf oder in Hamburg gibt es seit 2007 die Onleihe. Wie haben sich denn Bibliotheken gewandelt in den letzten Jahren, vielleicht auch Jahrzehnten?

Claudia Barstorfer: Ja, also generell kann ich es nicht für jede kleine Bücherei sagen, aber die Tendenz ist wahrscheinlich schon eher so, dass man den Raum öffnet, also sprich modernisiert, bequemer macht, schöner macht, quasi den sogenannten dritten Ort etabliert. Also das wir von den Bücherhallen, wir reden immer vom Wohnzimmer der Stadt oder dem größten Wohnzimmer in der Stadt, und das ist uns auch wichtig, weil einfach die Aufenthaltsqualität in den Bibliotheken wichtig ist. Und auch ich finde es einfach schön, einen Ort zu haben, der ohne Konsumdruck funktioniert und man einfach mit so viel verschiedenen Menschen, unterschiedlichen Herkünften und unterschiedlichen Bedürfnissen zusammen sein kann, ohne irgendwie ne, man kann an Veranstaltungen teilnehmen, man kann Workshop besuchen, man kann aber auch bei uns einfach nur puzzeln oder am Computer arbeiten oder lernen und Kaffee trinken oder ne, und das ist natürlich irgendwie so ein allein Alleinstellungsmerkmal für Bibliotheken, weil es so sonst irgendwie in keinem anderen Bereich so gibt. Also natürlich können sie das theoretisch auch im Einkaufszentrum erleben, aber heißt es ja dann wieder mit diesem nicht ja, da findet man halt auch nicht so die Ruhe, oder ja, und das ist so die Tendenz, dass eben die Räume von diesem, ich sag mal, dieser Behördenschick, man geht rein, und man sieht nur irgendwie in den, und man muss so behördlich regeln. Klar, das gibt's immer. Nur, man ist nicht frei von Regeln, aber die Bemühungen werden unternommen, dass es halt dahingehend, dass die Bäume schön sind, dass man einen barrierefreien Zugang oder zumindest barrierearm ist und man eben einfach auch so diese Treffpunktmentalität hier kultiviert, weil wir haben ja auch oft in dem diese Einsamkeitsepidemie, und ich kann auch alleine in Gesellschaft sein, und manchmal ist es ja auch der Schritt, den Leute aus dieser Einsamkeit raus brauchen, dass man sich mal da so vorantastet unter Menschen, wo eben hoffentlich der Raum so ein bisschen was dazu tut.

Maria Beßler: Ja, das haben sie schön gesagt. Jetzt haben sie auch schon so ein bisschen vorgegriffen auf die letzte, auf meine letzte Frage, wie Bibliotheken attraktiv auch bleiben für Nutzende, also das zu öffnen, dass die Verweildauer sich auch erhöht, Kaffee anbieten, warme, geheizte Räume, bequeme Sitzmöbel? Gibt's noch irgendwelche Maßnahmen, die da, die vielleicht noch nicht umgesetzt sind? Aber wo man jetzt, wenn man im Bereich die Bibliothek arbeitet, sagt ja das, in fünf bis zehn Jahren, wird das das das Non-Plus-Ultra sein oder Standard?

Claudia Barstorfer: Also, der Blick in die Glaskugel ist natürlich immer schwierig. Wir bemühen uns natürlich, weiterhin attraktiv zu bleiben durch unsere ganze Veranstaltungsarbeit. Unsere Veranstaltungen sind in der Regel kostenlos, ist uns auch wichtig, damit einfach jeder und jeder Zugang dazu hat. Wir haben auch die Öffnungszeiten erweitert durch die sogenannte Flexibib, das heißt, man kann sich mit der Bibliothekskarte selber reinlassen, auch wenn wir vom Personal nicht da sind. Zum Beispiel, wenn man um sieben morgens vor der Arbeit noch was abgeben muss oder irgendwie was ganz wichtiges ausleihen muss oder keine Ahnung für die Kinder nachmittags Bespaßung unbedingt ein Bilderbuch braucht, kann man das schnell vor der Arbeit erledigen oder aber nach der Arbeit. Wir haben bis 22 Uhr geöffnet. Da kann man sich eben auch einlassen. Also da denke ich auch, dass das so die Öffnungszeiten, Erweiterungen angepasst an die ganzen unterschiedlichen Bedarfe in der Bevölkerung, dass es sehr wichtig wird. Man muss natürlich auch immer gucken, wo wie wer was wer umgesetzt kriegt. Es ist ja auch eine Frage von Technikkosten und Sicherheitsdienst. Oder passt es überhaupt in diesen Standort? Wird es überhaupt gebraucht? Solche Faktoren müssen dann natürlich miteinfließen, aber im Grunde ist es schon ziemlich toll. Es wird zumindest bei uns sehr gut angenommen. Ja, gute Frage, ich weiß es natürlich nicht. Müssen wir mal überlegen, was du sonst nur in der Zukunft so passieren würde? Aber also, ich würde schon sagen, der Schwerpunkt ist halt der Raum als Treffpunkt und auch als Mitmach-Treffpunkt und eben Veranstaltungen und Veranstaltungsarbeit, auch von uns, aber miteinander mit unseren Nutzerinnen oder überhaupt im Stadtteil. Ich glaube, das ist so das Wichtigste, was man oder wo wir gerne hinwollen, muss ja nicht immer hier den Entertainer machen und mir irgendwas ausdenken, wenn das dann völlig am Bedarf vorbei geht. Also, ich bin auch sehr offen für Leute, die dann kommen, so, hey, ich habe Lust, irgendwie was über Datenschutz zu lernen. Kann man da irgendwie mal was machen und versuche ihn natürlich über Kontakte oder es gibt da sehr viele Vereine, die eine andere Plattform brauchen, und die freuen sich natürlich, wenn die von einer öffentlichen Bücherei eingeladen werden.

Maria Beßler: Ja, klar, okay, also miteinander ist, glaube ich, das Wort dieser Antwort. Okay, super! Vielen Dank für die ganzen Informationen. Ich habe jetzt auch schon wieder unglaublich Lust bekommen, direkt Bibliothek zu gehen, obwohl ich immer noch an meinem Stapel vom letzten Mal sitze. Zum Abschluss habe ich noch mal eine Frage, und zwar nach der App oder Website des Monats.

Claudia Barstorfer: Oh je, oh je! Da muss ich länger nachdenken. Ich würde sagen, das ist die Bücherei an dem jeweiligen Heimatort, um da mal zu gucken, was es da für tolle Veranstaltungen gibt, ja, und sich vor allen Dingen mal trauen, hinzugehen und sie hoffentlich positiv überraschen zu lassen, was in den Bibliotheken in den letzten Jahren passiert.

Maria Beßler: Ja, das ist doch ein super Tipp. Herzlichen Dank für das Interview und das ganze geteilte wissen.

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