Digital – für alle?

Shownotes

mit Kim Klebolte, Geschäftsführerin bei DFA Digital für alle gGmbH

Mit Kim spreche ich über die Wichtigkeit von digitaler Teilhabe als Baustein unserer Demokratie. Der Digitaltag findet dieses Jahr am 16.06.23 statt, unter https://digitaltag.eu/ könnt ihr schauen, welche Veranstaltungen euch interessieren.
Kims App des Monats ist LinkedIn.
Beim DsiN-Digitalführerschein könnt ihr euer Wissen für euren digitalen Alltag auffrischen und zertifizieren lassen.

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00: 00:04Maria Beßler: Hallo, schön, dass du da bist! Bevor wir heute mit unserem Thema „Digitale Teilhabe“ anfangen, habe ich wie drei Fragen an dich. Die kannst du so ausführlich oder auch unausführlich beantworten, wie du möchtest: Google Maps oder flanieren?

00: 00:49Kim Klebolte: Google Maps, weil gerade in fremden Städten das eine super Hilfe ist, um tatsächlich auch halbwegs schnell von A nach B zu kommen.

00: 00:56Maria Beßler: Nimmst du immer die kürzeste Route?

00: 00:59Kim Klebolte: Ich nehme auch gerne mal die landschaftlich schönste, also gerne auch mal die längere Rute hier in Berlin an der Spree vorbei, gerade wenn das Wetter wie heute so wunderbar sonnig ist, okay.

00: 01:09Maria Beßler: Click & Collect oder Möbelhaus?

00: 01:13Kim Klebolte: Lieber Möbelhaus. Auch da: Ich lasse mich gerne inspirieren und schaue dann auch mal, wie ich es bei mir nicht stellen würde.

00: 01:18Maria Beßler: Okay: Kino oder Netflix?

00: 01:23Kim Klebolte: Doch eher Netflix, weil da habe ich entspannt die Jogginghose an und kann zu Hause auch mal was überspringen oder den Serien Marathon starten.

00: 01:31Maria Beßler: Was hast du zuletzt gesehen auf Netflix oder was kannst du empfehlen?

00: 01:41Kim Klebolte: Oh, das ist schwierig! Ich persönlich bin großer Harry Potter Fan, hab jetzt zuletzt allerdings auch viele Serien gesehen und kann zum Beispiel „Lie to me“ empfehlen. Als jemand, der selber Psychologie studiert hat, finde ich, ist das eine sehr spannende Serie, die es auch für die Allgemeinheit gut aufarbeitet.

00: 01:57Maria Beßler: Vielen Dank. Wir gucken dann die Serie nach der Podcast Aufnahme. Jetzt machen wir erst mal weiter mit dem Thema digitale Teilhabe. Was verstehst du unter dem Begriff digitaler Teilhabe?

00: 02:10Kim Klebolte: Also vereinfacht gesagt ist digitale Teilhabe für mich die Möglichkeit, sich sicher und souverän in der digitalen Welt bewegen zu können, also dass wir alle eben uns genau, ja selbstbestimmt und auch selbstbewusst online in der Welt auskennen, weil wir sehen zunehmend, dass digitale Teilhabe auch eine immer größere Voraussetzung für grundsätzliche gesellschaftliche Teilhabe ist und eben für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Sei das jetzt, um sich Informationen zu beschaffen, sei das, um mit Google Maps von A nach B zu kommen, sei das, um sich auch über Dinge zu informieren oder natürlich auch im beruflichen Alltag, sich weiterzuentwickeln und dort die Arbeit zu verrichten. Und deswegen genau ist digitale Teilhabe für mich die Grundlage für eben ganz viele Prozesse, die schon heute unsere, unsere Wirklichkeit bestimmen. Und wir sehen aber auch zugleich, dass digitale Teil habe noch nicht für alle Menschen so vorhanden ist, wie wir das gerne hätten. Und wir sehen auch eine ganz klare digitale Spaltung. Das heißt, wir sehen, dass nicht alle Menschen den gleichen Zugang zur digitalen Welt haben und auch nicht alle Menschen die gleichen Digitalkompetenzen, die gleichen medialen Kompetenzen haben. Und das ist eben, was, was ein ganz großes Thema ist, was wir gemeinsam angehen wollen, einfach weil wir aus vielen Studien wissen, dass Digitalisierung ein Thema ist, was so groß ist, was so viele Lebensbereiche betrifft. Wir haben beispielsweise eine Studie, die sagt, dass die Digitalisierung heute aus keinem der Lebensbereiche mehr wegzudenken ist. Über 80 Prozent sehen die Digitalisierung ganz zentral an für soziale Kontakte. Im Bereich Gesundheit und Vorsorge oder, das haben wir in der Corona Pandemie schön gesehen, auch im Bildungsbereich, und deswegen wollen wir eben schauen, dass man diese Ungleichheiten und diese Unterschiede inzwischen vor allem verschiedenen Zielgruppen über digitale Teilhabe immer kleiner werden lässt, um eben auch diese digitale Spaltung zu überwinden.

00: 03:57Maria Beßler: Stichwort: digitale Spaltung und auch die Ungleichheit. Welche Voraussetzungen braucht es denn, damit so viele Menschen wie möglich digital dabei sein können oder teilhaben können?

00: 04:07Kim Klebolte: Also ganz grundsätzlich braucht es natürlich vor allem eine Infrastruktur, sprich die Teilhabe am Internet ist nur möglich, wenn ich auch auf das Internet zugreifen kann, also wirklich ganz grundlegende Dinge, die wir vor allem auch im ländlichen Raum sehen, wo noch Ausbaupotenzial herrscht. Der Zugang ist aber natürlich auch gegeben oder kann gegeben sein durch digitale Endgeräte, also durch ein Smartphone, durch ein Tablet oder auch durch einen stationären Laptop und ein PC. Das ist so der Teil, der Zugang zu der digitalen Welt. Ein zweiter wichtiger Bereich, der mindestens genauso wichtig ist, ist aber natürlich die Frage der Medienkompetenz. Also weiß ich auch wirklich, was ich dort im Internet tue, weiß ich, wie ich eine App bediene, wie ich mich mit einem Smartphone zurecht finde, wie ich mich souverän in der digitalen Welt bewege. Und da sehen wir eben, dass es da noch Unterschiede gibt, und dass da natürlich auch das Thema digitale Barrierefreiheit ein ganz, ganz wichtiges ist, womit wir es schaffen können, auch die Zielgruppen abzuholen. Da sehen wir auch, dass das Thema digitale Barrierefreiheit ein ganz großes Thema ist, um vor allem die Zielgruppen abzuholen, die bisher noch nicht so viel in der digitalen Welt teilhaben.

00: 05:15Maria Beßler: Also die Menschen, brauchen erst mal die Endgeräte: Computer, Smartphone, was auch immer. Und was brauchen sie denn aber für Kompetenzen, um auch erfolgreich teilnehmen zu können?

00: 05:27Kim Klebolte: Es gibt ganz viele Kompetenzen und ganz vor allem viele Kompetenzmodelle von der EU, von der OECD. Ich finde eine Definition von der OECD ganz schön, die sagt, dass digitale Kompetenzen vor allem bedeuten, dass man sich in einer unsicheren Zukunft sicher und souverän bewegen kann, weil wir wissen heute noch nicht, wie die Welt von morgen aussieht. Wir wissen noch nicht, welche Jobs wir in 30 Jahren machen. Und da ist es eben eine ganz wichtige digitale Kompetenz, mit dieser Unsicherheit umgehen zu können und auch das sogenannte Lernen zu lernen. Weil für mich ist ein ganz wichtiger Punkt, dass Lernen nicht auch aufhört, wenn wir die Schule verlassen, wenn wir die Ausbildung verlassen, wenn wir die Universität verlassen, sondern dass wir uns auch immer wieder neu den Herausforderungen stellen, lebenslang zu lernen, am Arbeitsplatz, im Kontext mit Freunden und Familien und natürlich auch noch im Alter, also dass man Lernen wirklich als Leben sage, Reise begreift, und eben diese Medienkompetenzen, sei das das Erkennen von Falschinformationen sein das aber auch grundlegende Dinge wie die Frage, wie sieht denn ein sicheres Passwort aus, oder wie lege ich mir dann ein Email Account an, dass wir diese gerade auch Basiskompetenzen schulen und sicherstellen, dass wir da niemanden verlieren.

00: 06:37Maria Beßler: Und wo kann man das lernen, oder wo kann man diese Kompetenzen lernen?

00: 06:40Kim Klebolte: Das kann man vor allem auf dem Digitaltag erleben. Das muss ich hier natürlich so ein bisschen als Eigenwerbung sagen, weil die Idee des Digitaltag ist es ja eben, Digitalisierung erlebbar zu machen. Es gibt ganz viele tolle Projekte, die in ähnlichen Ansatz haben, die mit Erfahrungsorten arbeiten. Also sei es beispielsweise die Erfahrung der BAGSO, der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorinnen und Senioren, wo man wirklich niedrigschwellig versucht, auch ältere Menschen an digitale Technologien, digitale Anwendung zu bringen, einfach mit der Idee zu sagen, wir starten bei dir zu Hause in einem sicheren Umfeld, wir starten mit Menschen um dich, die du kennst, und wir machen wirklich klar, was für dich der konkrete Nutzen sein kann, zum Beispiel der Kontakt mit Freundinnen und Freunden, die eben in einer anderen Stadt sind, oder der Kontakt zur Familie, also wirklich zum einen Dinge erlebbar machen, anfassbar machen, Dinge auch niedrigschwellig anbieten, das heißt zu Hause, in der eigenen Bibliothek, auf dem Marktplatz, in der eigenen Schule, und dann eben auch weiterhin Kontaktpunkte schaffen, an die sich diese Menschen wenden können, wenn sie im Laufe ihrer digitalen Lernreise Fragen haben oder an Herausforderungen stoßen.

00: 07:46Maria Beßler: Mhm, das heißt, du siehst diese Kompetenzvermittlung nicht an eine Institution oder an wenige Personen gebunden, sondern an verschiedene Orte, wo Leute sich die Kompetenzen aneignen können.

00: 07:58Kim Klebolte: Absolut. Für mich ist das eine Aufgabe von uns allen, sowohl uns selbst in unseren eigenen Kompetenzen weiterzuschulen als auch die Gesellschaft mitzunehmen auf diese Reise. Natürlich gibt es Punkte, an die man sofort denkt: Institutionen wie die Schulen, die Kitas wie auch der Hochschulbetrieb, und ich glaube, das ist auch ganz wichtig, dass es dort verankert ist und dass dort auch die Grundlagen an Kompetenzen vermittelt werden. Aber ich sehe auch Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber in der Pflicht, ihre Mitarbeitenden mitzunehmen auf diesem digitalen Wandel. Ich sehe auch die Zivilgesellschaft in der Verantwortung, und sie macht einen super Job mit Angeboten, die geschaffen werden, um niedrigschwellig Digitalangebote erlebbar zu machen. Und natürlich ist es am Ende des Tages auch die Politik. Ich frage, welchen politischen Rahmen können wir setzen, um sicherzustellen, dass sich eben alle Bürgerinnen und Bürger souverän in dieser Welt bewegen? Denn wir sehen natürlich auch, dass der digitale Umgang mit Technologien, der souveräne Umgang mit digitalen Technologien eine wichtige Rolle spielt, wenn wir uns das Thema Demokratie und Stärkung - auch der Gesellschaft anschauen.

00: 08:56Maria Beßler: Dazu kommen wir gleich noch mal. Davor würde ich dich gerne noch fragen, was man tun kann? Ich glaube, die Hemmschwelle ist relativ hoch, wenn man wenig Kenntnis hat, dann anzufangen. Das ist nicht nur bei der digitalen Teilhabe so, dass es bei vielen Sachen, die man neu lernen muss oder die man neu kennenlernt, so. Was kann man denn machen bei Ängsten vor der digitalen Welt?

00: 09:21Kim Klebolte: Ich glaube, ein ganz wichtiger erster Punkt ist, offen darüber sprechen und sich Verbündete suchen, denn sobald man darüber spricht, wird man ganz sicher feststellen, dass es einem nicht alleine so geht, sondern dass es auch im Umfeld viele Menschen gibt, die vielleicht Fragen haben, die Unsicherheiten haben, die, sei das jetzt in der Pandemie oder im Zuge des Krieges, sich nicht ganz sicher sind: Welchen Informationen kann ich trauen? Was sind wirklich seriöse Quellen? Wie sehr sollte ich mich auch als Privatperson mit dem Thema Datensicherheit beschäftigen? Also all das sind Fragen, die stellen sich ganz viele Menschen, und ich glaube, ein wichtiger erster Schritt ist es, darüber offen zu reden und dann vielleicht auch schon festzustellen, dass man im familiären Umfeld, im Freundeskreis, auf der Arbeit Kollegen, Freunde, Freundinnen hat, die sich dort besser auskennen und die Tipps geben können. Und ich glaube, der zweite wichtige Punkt ist dann auch zu schauen, wo gibt es denn in meinem Umfeld Personen, mit denen ich darüber sprechen kann? Wo gibt es vielleicht ein Angebot von den Verbraucherzentralen? Wo kann ich mich vielleicht in meiner lokalen Bibliothek informieren? Gibt es vielleicht sowas wie eine Smartphone Sprechstunde bei mir im Altersheim, um ja auch einfach zu schauen, wo gibt es Angebote, für die ich nicht gleich weit fahren muss, für die ich nicht gleich alleine gelassen bin, im Internet und dann natürlich auch zu schauen, wie kann man jetzt auf der Anbieterseite diese Angebote verstätigen und wirklich auch dort in die Region kommen, wo man die Menschen bisher noch nicht erreicht, mit ihren Ängsten und sorgen?

00: 10:43Maria Beßler: Also eher in die ländlichen Regionen, dann auch. Ja, wir sind eigentlich. Also. Ich glaube, das Gefühl, das Thema digitale Teilhabe ist ja immer schlimm, weil dem Thema digitale Teilhabe schwingt auch immer dieses dieser politische Aspekt mit. Was hat das denn für eine politische Relevanz?

00: 11:06Kim Klebolte: In meinen Augen und auch in unserem Verständnis als Initiative hat das Thema digitale Teilhabe eine ganz hohe politische Relevanz, eben weil wir die Grundannahme haben und das auch über Studien sehen, dass digitale Teilhabe immer wichtiger für gesamtgesellschaftliche Teilhabe wird und das auch heute schon ist und das natürlich eine Aufgabe des Staates ist oder auch ein Ziel des Staates ist, da alle Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen, und dass natürlich auch die Politik da in der Pflicht ist, irgendwo dieser digitalen Spaltung entgegenzuwirken. Und wir sehen aus Studien, dass vor allem Frauen, ältere Generationen, auch Menschen mit niedriger formeller Bildung eben aktuell Gefahr laufen, in ein digitales Abseits zu geraten und auch den Anschluss zu verlieren. Und das ist natürlich politisch höchst relevant, diese Zielgruppen abzuholen und ihnen auch zielgruppenspezifische Angebote zu bieten und diese Angebote zu schaffen und zu fördern, damit man diese Menschen nicht verliert. Und wir sehen aber auch, dass ein breites Bewusstsein dafür, dass in Zukunft immer komplett, digitale Kompetenzen vonnöten sind, um am Leben, um am digitalen Leben Teil zu einem haben, dass dieses Bewusstsein noch fehlt. Und auch da sehe ich natürlich die politische Wirkkraft, um auch Aufgabe des Staates, Aufgabe der unterschiedlichen Ministerien und der Politikerinnen und Politiker, da alle mitzunehmen. Und dann vielleicht noch ein Punkt, der natürlich auch gerade im aktuellen Kontext sehr wichtig ist: das Thema Desinformation, was ja von vielen Leuten auch als eines der großen digitalen Risiken gesehen wird. In einer Demokratie, und auch da glaube ich, dass es natürlich von hoher politischer Relevanz ist, die Menschen auch zu schulen, ihnen die Kompetenzen mit an die Hand zu geben, Desinformationen aufzudecken, dem entgegenzuwirken, da auch selber im Umfeld andere für zu sensibilisieren. Das heißt, unterm Strich, glaube ich, hat es eine ganz, ganz hohe politische Relevanz, sich das Thema digitale Teilhabe anzuschauen.

00: 12:52Maria Beßler: Glaubst du, man sollte den digitalen Kompetenzen die gleiche Wichtigkeit zuordnen wie lesen, schreiben und rechnen?

00: 13:07Kim Klebolte: Ich finde es ganz wichtig, dass man diese Dinge nicht immer gegeneinander ausspielt. Ich finde es ganz wichtig, dass man das zusammen denkt und dass man natürlich auch in Deutschland sich noch mal genau die Frage stellen muss, wo stehen wir mit unserer digitalen Bildung, und ist das wirklich das, was wir auch im europäischen und im internationalen Vergleich schaffen wollen, oder geht ja nicht noch mehr? Ich glaube, das ist ganz wichtig, sich das kritisch anzugucken und da auch zu schauen, wie kann man Erfolge messbar machen, und wie können wir uns auch selber Ziele setzen und dann darauf hinarbeiten, diese Ziele zu erreichen? Ich glaube, digitale Kompetenzen spielen ja heute in der Schule schon eine große Rolle. Ich lerne lesen mit einem Buch, ich lerne lesen vielleicht auch mit einem Tablet, unterstützt mit dem Handy. Ich informiere mich darüber, wie ich an Informationen komme in meiner Schulbibliothek und vielleicht dann auch mit oder über andere Tools. Das heißt, man sieht ja heute schon, dass diese Bereiche sehr verflochten sind, und deswegen würde ich nicht sagen, dass es ein A oder ein B ist, sondern bestenfalls ein A und B.

00: 14:03Maria Beßler: Okay, kommen wir nochmal zurück direkt zum Politischen. Es gibt e-Petitionen, Bürgerdialog, die Nutzung von Onlinenachrichten. Man kann sich eigentlich aussuchen, wie man sich informiert und wie man sich auch beteiligt. Wie muss denn deiner Meinung nach digitale politische Teilhabe gestaltet sein, damit sie die Bürgerinnen abholt?

00: 14:24Kim Klebolte: Ich glaube, ein ganz wichtiger erster Punkt ist das Thema Niedrigschwelligkeit. Es muss einfach verständlich sein, es muss einfach auffindbar sein, es sollte auch intuitiv zu bedienen sein, weil nur so schaffe ich es auch, die Menschen abzuholen, die nicht sowieso schon Digital Natives sind. Denn gerade, wenn wir uns das Beispiel Petition angucken, da reicht es ja, wenn man Menschen hat, die sehr digital versiert sind, die diese Petition aufsetzen, die Informationen sammeln, die sich auch darum kümmern, dass es in die richtigen Netzwerke sozial und analog kommt. Aber am Ende des Tages bin ich ja darauf angewiesen, dass viele Menschen, die vielleicht auch nicht so digital fit sind, sich dort beteiligen, sich zu Themen positionieren, ihre Unterschrift unter etwas drunter setzen. Das heißt, ich glaube, das Thema Niedrigschwelligkeit ist da ein ganz, ganz wichtiges. Den zweiten Punkt, den wir natürlich auch sehen und den wir vielleicht auch von uns selber kennen, ist, dass vor allem Partizipation dann spannend ist, wenn es um Themen geht, die mich berühren. Das sehen wir im digitalen Umfeld wie im analogen Umfeld. Ich unterschreibe auf der Straße etwas, weil mich das Thema berührt. Ich signiere digital eine Petition, weil ich das Thema spannend finde. Das heißt auch, da kann digitale Teilhabe und auch digitales Engagement im ersten Schritt über Themen kommen, beispielsweise wenn man sagt, ich bin sehr aktiv im Bereich Nachhaltigkeit und möchte mich jetzt hier informieren oder mit Lokalgruppen vernetzen, dass man auch wirklich digitales Engagement und die digitale Teilhabe sehr themenbezogen angeht, und dann, glaube ich, ist es am Ende des Tages natürlich auch wichtig, da kommen wir wieder ein bisschen auf das Thema Barrierefreiheit, das digitale Tools einfach, einfach und intuitiv verständlich zu benutzen sind, weil das am Ende des Tages die Voraussetzung dafür ist, dass überhaupt jemand teilnimmt und sich eben auch digital einbringt.

00: 16:04Maria Beßler: Verstehst du immer alle digitalen Tools, die du so täglich benutzt, direkt oder hast du dann auch manchmal Schwierigkeiten?

00: 16:11Kim Klebolte: Ich würde sagen, dass auch ich manchmal Fragezeichen habe, und vor allem sind das häufig Fragezeichen, wo ich mir denke, ja, ich verstehe, was ich jetzt klicken muss und wie ich dahin komme. Aber wäre eine andere Lösung nicht viel einfacher gewesen, oder hätte nicht eine intuitivere Erklärung auch anderen Leuten schneller geholfen, sich dort zurechtzufinden? Also ich, ich glaube, man neigt manchmal dazu, Prozesse zu kompliziert abzubilden und sollte - und auch deswegen ist das Thema digitale Barrierefreiheit so spannend zu überlegen - Wie kann ich es in einfachen Schritten, in einfachen Worten, in wenigen Klicks so möglich machen, dass sich Leute beteiligen, dass sie es dann auch wirklich tun?

00: 16:45Maria Beßler: Mhm, ja, jetzt haben wir, nehmen wir an, in unserer Reise oder in der Reise der Bürgerinnen und der digitalen Teilhabe sind die Menschen jetzt mit den digitalen Angeboten vertraut. Sie nutzen die und gleichzeitig, je mehr ich etwas nutze, ein bisschen verkürzt gesagt, aber je mehr ich etwas nutze, desto mehr steigt ja auch das Risiko für Hass, für Cybermobbing und Shitstorms im Netz. Wie kann man dem entgegenwirken oder ganz verhindern?

00: 17:21Kim Klebolte: Vielleicht ein wichtiger Punkt vorab. Das Internet an sich ist ja kein rechtsfreier Raum, das heißt, der Schutz von Verbraucherinnen und Verbrauchern, von Userinnen und Usern ist ja genauso zu gewährleisten wie in der analogen Welt. Das vergisst man vielleicht manchmal. Deswegen sage ich das hier als Disclaimer vorab, dass das natürlich ein ganz wichtiges Thema ist, und dann gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie man damit umgehen kann. Ein ganz wichtiger Punkt auch hier ist in meinen Augen sicherlich das Thema Weiterbildung und Schulung. Das heißt, überhaupt Aufmerksamkeit zu schaffen. Was ist Hass im Netz? Wie kann ich dem begegnen? Wie kann ich vielleicht auch diejenigen sensibilisieren, die häufiger davon betroffen sind, aber nicht dieselben Ressourcen haben wie ich? Also auch da wieder das Thema Niedrigschwelligkeit und das Erreichen der relevanten Zielgruppen. Und dann gibt es ganz viele tolle Beratungsangebote. HateAid hier jetzt nur exemplarisch genannt hat eine Organisation, die sich wirklich spezifisch zum Ziel gesetzt hat, Demokratie im digitalen Raum zu stärken, wo sich Betroffene niedrigschwellig melden können, wo bei Rechtsprozessen begleitet wird, wo viele auch Informationsmaterial besteht, um eben mit Hass und mit Hassrede im Netz und auch mit Fake News und Desinformation im Netz umzugehen. Ob man das, das klang ja bei der Frage etwas mit, ob man das Ganze unterbinden kann, ich persönlich glaube tatsächlich nicht genauso, wie man es natürlich in der analogen Welt, nur weil wir Gesetze haben, nicht schafft, dass wir komplett einen Staat, der am Ende des eins aufgesetzt sind, nicht mehr angewiesen wäre. Aber ich glaube, da kann man im digitalen Raum viel machen, und da gibt es mittlerweile auch wirklich gute und fundierte Beratungsangebote.

00: 18:51Maria Beßler: Genau, und man kann, glaube ich, auch selbst ein paar Stellschrauben drehen, um sich weniger angreifbar zu machen, indem man zum Beispiel weniger persönliche Informationen teilt oder so.

00: 19:03Kim Klebolte: Absolut, und ich finde, das ist auch was, wo man natürlich die eigene Verantwortung nicht vergessen darf. Man kann natürlich darauf achten, wie gebe ich mich im Netz, was teile ich an Informationen, welche Kommentare teile ich? Wie sehr beteilige ich mich an polarisierenden Debatten? Ich glaube, das ist auf der einen Seite natürlich auch ein Punkt, wo man es von sich aus selbst noch ein bisschen steuern kann.

00: 19:28Maria Beßler: Super, vielen Dank. Wir sind fast am Ende angekommen, und bevor wir die Folge abschließen, möchte ich dich gerne noch nach deiner Website oder App des Monats fragen.

00: 19:40Kim Klebolte: Da muss ich tatsächlich mit einem Klassiker antworten, aber das war tatsächlich in den letzten zwei Monaten, die ich jetzt neu in der Geschäftsführungsrolle bin, sehr wichtig, nämlich LinkedIn. Also, ich glaube, es gibt keine App auf meinem Handy, die so stark benutzt ist wie LinkedIn, weil natürlich bei einem Aufbau von Initiativen das Vernetzen mit Menschen, die im selben Umfeld arbeiten, super, super wichtig ist und ich die App und auch das Portal nicht mehr missen möchte, sei das für Follow-Up-Termine, wenn man sich dann mal auf Veranstaltungen getroffen hat, sei das für neue Kontaktaufnahmen zu Menschen, die ähnliches bewegen wollen und sich für ähnliche Themen einsetzen, oder aber auch einfach, um zu verfolgen, was die ehemaligen Arbeitskolleginnen und Kollegen machen, und dann was für tollen Projekten, die heute arbeiten. Deswegen tatsächlich hier vielleicht eher die klassische Antwort, aber sicherlich eine, die ich nicht missen möchte.

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